Ein vielseitiger Klassiker, der nie aus der Mode kommt: Das Rautenmuster verdankt seinen Namen der charakteristischen Form und eignet sich sehr gut für Strick-Novizen, die etwas Abwechslung suchen, sich aber noch nicht an komplizierte Zopfmuster herantrauen. Rautenmuster sind raffiniert und elegant zugleich. Als Verzierung oder Einsatz gearbeitet machen sie auch einfarbige Strickstücke zu wahren Hinguckern. In diesem Beitrag beantworten wir alle wichtigen Fragen rund um das Thema Rautenmuster und zeigen anhand einiger Beispiele, wie die verschiedenen Variationen gestrickt werden.
Inhaltsverzeichnis
Für welche Projekte eignet sich ein Rautenmuster?
Das Rautenmuster ist durch eine sehr klare, bildliche Struktur gekennzeichnet und wird daher gerne für winterliche Strickwaren, wie beispielsweise Jacken, Pullover, Röcke, Mützen oder Schals verwendet. Aber auch großflächigen Projekten wie Kissenbezügen und Decken verleiht es eine unverwechselbare Optik.
Welche Grundtechniken sollte man beherrschen?
Einfache Rautenmuster bestehen nur aus rechten und linken Maschen, die in einer bestimmte Folge angeordnet werden, daher können sie mit etwas Geschick auch von Anfängern recht schnell erlernt werden. Bei den anspruchsvolleren Variationen wird hingegen mit Umschlägen gearbeitet. So entstehen neue Maschen, die an anderer Stelle durch Abnahmen wieder ausgeglichen werden.
In unseren Beispielanleitungen arbeiten wir mit zwei Arten von Abnahmen:
- Der einfache Überzug ist eine nach links gerichtete Abnahme auf der Vorderseite. Dazu wird eine Masche nach rechts abgehoben, die folgende rechts gestrickt, und die Abgehobene mit Hilfe der linken Nadel über die gestrickte Masche gezogen.
- Beim doppelten Überzug handelt es sich um eine doppelte Abnahme mit einer Überkreuzung nach links auf der Vorderseite. Eine Masche rechts abheben, die folgenden zwei Maschen rechts zusammenstricken und die abgehobene Masche mit Hilfe der linken Nadel über die eben gebildete Masche ziehen.
Anleitungen zum Stricken von Rautenmustern
Rautenmuster kommen am besten mit glatten Garnen zur Geltung, da diese die plastische Wirkung der linken Maschen besonders hervorheben. Die Nadelstärke sollte in Abhängigkeit von der verwendeten Wolle gewählt werden, sie wird aber fast immer auf dem Knäuel oder in der Anleitung mit angegeben.
Für das Stricken von Rauten gilt grundsätzlich: Je dicker das verwendete Garn ist, desto größer und kompakter wird auch das Muster.
Tipp: Anfänger, die das erste Mal mit einem Rautenmuster in Berührung kommen, sollten für das Erlernen möglichst ein Garn in mittlerer Stärke und Nadeln der Größen 4 oder 5 wählen, da mit dieser Kombination erfahrungsgemäß am leichtesten gestrickt werden kann.
Rautenmuster besitzen immer einen Rapport (= nötige Maschenanzahl, um das Muster zu bilden), der je nach Muster durch ein Vielfaches von 2 teilbar sein muss.
Einfaches Rautenmuster
Das einfache Rautenmuster entsteht aus einem Wechsel von rechten und linken Maschen, die auf der Rückseite so abgestrickt werden, wie sie erscheinen:
Anschlag: Maschenzahl durch 6 teilbar + 2 Randmaschen
- Reihe 1
Das einfache Rautenmuster entsteht aus einem Wechsel von rechten und linken Maschen, die auf der Rückseite so abgestrickt werden, wie sie erscheinen:
- Reihe 2 und alle geraden Reihen (Rückseite)
Maschen abstricken, wie sie erscheinen (rechte Maschen rechts stricken, linke Maschen links stricken)
- Reihe 3
Eine Randmasche stricken, *1 Masche links stricken, 1 Masche rechts stricken, 1 Masche links stricken, 3 Maschen rechts stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Reihe 5
Wie Reihe 1
- Reihe 7
Eine Randmasche stricken, *4 Maschen rechts stricken, 1 Masche links stricken, 1 Masche rechts stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Reihe 9
Eine Randmasche stricken, *3 Maschen rechts stricken, 1 Masche links stricken, 1 Masche rechts stricken, 1 Masche links stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, eine Randmasche stricken, Arbeit wenden
- Reihe 11
Wie Reihe 7
- Weitere Reihen
Die Reihen 1 bis 12 wiederholen, bis das Strickstück die gewünschte Größe erreicht hat.
Rautenmuster Variation: Durchbrochenes Rautenmuster
Das Durchbrechen mit Löchern ist eine sehr schöne und dekorative Möglichkeit, um die Optik eines Rautenmusters aufzulockern. Sie entstehen durch die vorab bereits erwähnten Umschläge.
Dabei muss in erster Linie darauf geachtet werden, dass der mitgeführte Faden nicht zu sehr angezogen wird. So bleibt das Strickstück dehnbar und behält seine Lockerheit.
Für ein durchbrochenes Rautenmuster (auch: Ajour-Rautenmuster oder Loch-Rautenmuster) folgt man den folgenden Schritten:
Anschlag: Maschenzahl durch 10 teilbar + 1 Randmasche an der rechten Kante
- Reihe 1: eine Randmasche stricken(RM), *1 Umschlag, 1 einfacher Überzug, 5 Maschen rechts stricken, danach 2 Maschen zusammenstricken, 1 Umschlag, 1 Masche rechts stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, Arbeit wenden
- Reihe 2 und alle geraden Reihen (Rückseite): linke Maschen bis zum Ende der Reihe stricken
- Reihe 3: RM, *1 Masche rechts stricken, 1 Umschlag, 1 einfacher Überzug, 3 Maschen rechts stricken, 2 Maschen zusammenstricken, 1 Umschlag, 2 Maschen rechts stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, Arbeit wenden
- Reihe 5: RM, *2 Maschen rechts stricken, 1 Umschlag, 1 einfacher Überzug, 1 Masche rechts, 2 Maschen zusammenstricken, 1 Umschlag, 3 Maschen rechts stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, Arbeit wenden
- Reihe 7: RM, *3 Maschen rechts stricken, 1 Umschlag, 1 doppelter Überzug, 1 Umschlag, 4 Maschen rechts stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, Arbeit wenden
- Reihe 9: RM, *2 Maschen rechts stricken, 2 Maschen zusammenstricken, 1 Umschlag, 1 Masche rechts, 1 Umschlag, 1 einfacher Überzug, 3 Maschen rechts*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, Arbeit wenden
- Reihe 11: RM, *1 Masche rechts stricken, 2 Maschen zusammenstricken, 1 Umschlag, 3 Maschen rechts stricken, 1 Umschlag, 1 einfacher Überzug, 2 Maschen rechts stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, Arbeit wenden
- Reihe 13: RM, *2 Maschen zusammenstricken, 1 Umschlag, 5 Maschen rechts stricken, 1 Umschlag, 1 einfacher Überzug, 1 Masche rechts stricken*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen, Arbeit wenden
- Reihe 15: RM,die erste Masche mit der Randmasche stricken *1 Umschlag, 7 Maschen rechts stricken, 1 Umschlag, 1 doppelter Überzug*, von * bis * bis zum Ende der Reihe wiederholen (die Reihe mit einem einfachen Überzug beenden)
- Die Reihen 1 bis 16 wiederholen, bis das Strickstück die gewünschte Größe erreicht hat.
Tipps und Tricks für das Stricken eines Rautenmusters
- Für etwas mehr Abwechslung im Muster können auch unterschiedlich große Rauten gestrickt werden.
- Um den tatsächlichen Garnverbrauch zu ermitteln, sollte vor Beginn des Projektes immer eine Maschenprobe gemacht werden. Für ein Probestück mit durchbrochenem Rautenmuster werden beispielsweise 31 Maschen (inkl. Randmasche) angeschlagen und das Muster nach Anleitung über 15 (einfach) oder 30 (doppelt) Reihen gestrickt.
- Ein besonders schöner Effekt lässt sich mit einem zweifarbigen Rautenmuster erzielen: Dafür wird das Muster glatt rechts gestrickt und dabei für die Rauten und den Hintergrund unterschiedliche Farben verwendet.
- Wird das Rautenmuster in Runden gearbeitet (z.B. auf einer Rundnadel oder einem Nadelspiel) sollte immer mit einer ungeraden Maschenzahl gearbeitet werden. Auf diese Weise ist der Übergang am Rundenanfang nicht sichtbar. Um den Überblick zu behalten, kann der Reihenanfang dabei entweder mit einem Maschenmarkierer oder einem Stück Faden gekennzeichnet werden.
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