Maschen zunehmen beim Stricken ist ein essenzieller Vorgang für die Formgebung von Kleidungsstücken und dem Lieblingsaccessoire vieler Strickenden, dem Dreieckstuch. Durch das Maschen-Zunehmen wird das Strickstück breiter. Man braucht es, wenn man einen Raglan von oben (RVO) strickt, für Ponchos, die Seitenschrägungen von Kleidern oder Pullovern in A-Form, für Fledermaus- und Kimonoformen, für Decken und Kissen, die von innen nach außen gestrickt werden, … Wie man beim Stricken Maschen zunehmen kann, dazu gibt es verschiedene Techniken, die auch vom Projekt, dem gewünschten Strickbild oder Stil des fertigen Strickteils abhängen. Wir zeigen sie alle.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
- Weiter und breiter machen
- Symmetrisch Maschen zunehmen
- Gleichzeitig eine oder mehrere Maschen zunehmen
- Alle Methoden: Herausstricken, Umschläge, Tieferstechen, Neuaufnahme
- Betonte Zunahmen nach rechts oder links geneigt
- Mit oder ohne Loch: eine Frage des Stils und der Technik
Grundsätzlich ist es einfacher auf der rechten Seite zuzunehmen, da diese meist die Vorderseite ist und man sieht bei geneigten Zunahmen besser, in welche Richtung sich die Masche legt. Die meisten Zunahmen, vor allem die an Seitennähten und Ärmeln, sollten nicht direkt am Rand erfolgen, sondern erst nach zwei oder mehr Maschen, um einen gleichmäßigen Rand zum Zusammennähen zu bekommen und eventuell auch eine schöne Kante mit betonten Zunahmen.
Rechte und linke Maschen zunehmen aus dem Querfaden
Diese Technik ist die einfachste Art zum Maschen-Zunehmen. Hierbei wird der Querfaden zwischen zwei Maschen gestrickt, als ob er eine Masche wäre. Das heißt, auf der rechten Seite strickt man eine zusätzliche Masche rechts aus dem Querfaden; auf der linken Seite links. Hierbei entsteht unter der so gestrickten Masche jeweils ein deutlich sichtbares Loch.
Maschen zunehmen aus dem verschränkten Querfaden
Das ist die Art der Zunahme, wenn das Strickbild eher kompakt werden und keine Löcher haben soll. Hierbei könnte man einfach immer gleich verschränken, nach einer der unten beschriebenen Methoden oder – für Perfektionisten, die ein symmetrisches Strickbild lieben – darauf achten, wohin sich die Maschen neigen, je nach der Drehrichtung des Querfadens. Diese Art wird in Strickanleitungen auch oft betonte Zunahmen genannt.
Nach rechts geneigte Zunahme
Rechte Maschen zunehmen:
- Mit der linken Nadel den Querfaden zwischen zwei Maschen von hinten nach vorn aufnehmen.
- Dann das linke Maschenglied (das vor der linken Nadel liegt) rechts abstricken. Der Querfaden wird dabei verdreht und das linke Maschenglied liegt über dem rechten, ist also nach rechts geneigt, daher der Name dieser Zunahme.
Linke Maschen zunehmen:
- Querfaden mit der linken Nadel von hinten nach vorn aufnehmen.
- Dann in das linke Maschenglied (das vor der linken Nadel liegt) links abstricken. Der Querfaden wird dabei wieder verdreht und auf der Vorderseite entsteht eine nach rechts geneigte Zunahme.
Nach links geneigte Zunahme
Rechte Maschen zunehmen:
- Querfaden mit der linken Nadel von vorn nach hinten aufnehmen.
- Dann in das linke Maschenglied (das hinter der linken Nadel liegt) einstechen und rechts verschränkt stricken. Der Querfaden wird dabei verdreht und das rechte Maschenglied liegt über dem linken und ist damit nach links geneigt.
Linke Maschen zunehmen:
- Querfaden mit der linken Nadel von vorn nach hinten aufnehmen.
- Dann in das linke Maschenglied (das hinter der linken Nadel liegt) einstechen und links verschränkt stricken. Der Querfaden wird dabei wieder verdreht und auf der Vorderseite erscheint eine nach links geneigte Zunahme.
Muss man viele Maschen zunehmen beim Stricken, beispielsweise nach einem Ärmelbündchen, sollten mit dieser Technik die Maschen gleichmäßig verteilt zugenommen werden. Wenn es nach dem Bündchen glatt rechts weiter geht, können die Zunahmen in der ersten Musterreihe erfolgen. Kommt aber ein Zopfmuster, Ajourmuster oder Jacquardmuster, ist es einfacher, die Zunahmen bereits in der letzten Reihe des Bündchenmusters einzuarbeiten; dann hat man in der ersten Musterreihe schon die richtige Maschenzahl zum Einteilen des Musterrapports.
Maschen zunehmen durch Herausstricken aus einer Masche
Masche verdoppeln
Bei dieser Art, rechte Maschen zuzunehmen, entstehen zwei Maschen aus einer. Dieses Verdoppeln erreicht man, indem man eine Masche einmal von vorn (rechtes Maschenglied) und einmal von hinten (linkes Maschenglied) abstrickt. Dazu
- die Masche rechts stricken,
- noch auf der linken Nadel lassen
- und dieselbe Masche noch einmal rechts verschränkt stricken.
- Dann erst die Masche von der linken Nadel gleiten lassen.
Im Englischen nennt man diese Art der Zunahme übrigens kfb (knit in front and back).
Will man es wieder symmetrisch, so strickt man am rechten Rand oder vor den Mittelmaschen wie eben beschrieben und am linken Rand oder nach den Mittelmaschen umgekehrt, also zuerst rechts verschränkt und dann rechts.
Durch Herausstricken linke Maschen zunehmen, geht genauso: Eine Masche erst links und dann links verschränkt stricken oder eben umgekehrt.
Bei dieser Technik entsteht immer ein kleines Knötchen und ein kleines rundes Loch.
Hier ist die am wenigsten auffällige Zunahme mit kaum wahrnehmbarem Loch und Knötchen (da es fast unter die Masche rutscht), wenn aus einer linken zuerst eine linke Masche und dann eine links verschränkte Masche herausgestrickt wird.
Mehrere Maschen zunehmen beim Stricken
Man kann auch mehr als zwei Maschen aus einer herausstricken. Dabei sticht man immer abwechselnd von vorn und von hinten in die Masche und nimmt so viele Maschen zu, wie man braucht oder die Strickanleitung vorgibt. Hierbei wird die Masche aus der zugenommen wird, stark geweitet und es entsteht ein recht großes Loch.
Extratipp: Bei der Zunahme einer ungeraden Maschenzahl, sollte auf der rechten Seite immer zuerst von vorn eingestochen werden (wie zum rechts Stricken), weil dann die mittlere Masche eine Linke ist, die sich harmonischer in das Stickbild einbettet; eine rechte Masche mittig würde zu sehr hervorpoppen und das Loch darunter erscheint unsauber.
Linke und rechte Maschen zunehmen mit Umschlag
Diese Technik (zusammen mit Abnahmen) wird vor allem beim filigranen Lacemuster-Stricken eingesetzt, wo Löcher ausdrücklich erwünscht sind, doch wir können Umschläge auch für das Shaping einsetzen.
Einfache Umschläge
- Den Arbeitsfaden von vorn nach hinten über die rechte Nadel legen und normal weiterstricken.
- In der folgenden Rückreihe den Umschlag links abstricken.
- Genauso verfahren, wenn man den Umschlag auf der linken Seite bildet, er wird dann auf der Hinreihe rechts abgestrickt.
Bei dieser Technik entstehen recht große Löcher im Gestrick, die jedoch auch eine hübsche Lochkante zum Beispiel an einer Raglanschräge bilden können.
Verschränkte Umschläge
- Den Arbeitsfaden von vorn nach hinten über die rechte Nadel legen und normal weiterstricken.
- In der folgenden Rückreihe den Umschlag links verschränkt abstricken.
- Genauso verfahren, wenn man den Umschlag auf der linken Seite bildet, er wird dann auf der Hinreihe rechts verschränkt abgestrickt, dabei ist die Zunahme nach links geneigt.
Die Löcher werden dadurch sehr klein und sind kaum noch sichtbar.
Symmetrische Maschenzunahme mit Umschlägen
- Für ein symmetrisches Maschenbild beispielsweise bei Tüchern arbeitet man den Umschlag vor der Mittelmasche, indem man den Faden von hinten nach vorn über die rechte Nadel legt;
- nach der Mittelmasche, von vorn nach hinten.
- In der Rückreihe dann den Umschlag vor der Mittelmasche links verschränkt und den danach einfach links stricken.
Das Strickbild wird so sehr harmonisch mit kaum wahrnehmbaren Löchern.
Will man jedoch die Mitte betonen, kann man die Zunahmen mit Umschlägen arbeiten und die Mittelmasche in der Hinreihe nur abheben und in der Rückreihe links stricken. So entsteht eine schöne Ecke mit erhabener Mittelrippe.
Maschen zunehmen durch tiefer Einstechen
Diese Technik eignet sich vor allem zum Verdoppeln aber auch zum Verdreifachen einer Masche. Sie macht sich auch besonders gut an Ärmelschrägen und wird dann jeweils zwei bis drei Maschen vor der Seitenkante gearbeitet.
Rechte Maschen zunehmen aus der Vorreihe
Mit der rechten Nadel auf der Rückseite den Querfaden der Masche der Vorreihe von vorn nach hinten einstechen (man kann auch von hinten nach vorn einstechen und die Masche erst auf die linke Nadel heben), rechts abstricken, dann erst die Masche darüber rechts stricken und von der linken Nadel gleiten lassen. Dabei ergibt sich eine nach rechts geneigte Zunahme. Die nach links geneigte Zunahme erreicht man, wenn man es umgekehrt macht, also zuerst rechts strickt und dann eine Masche der Vorreihe rechts.
Will man symmetrisch zwei rechte Maschen zunehmen, kann man das in zwei Modi erreichen:
A. Aus einer Masche eine tiefer gestochene rechte Masche, eine rechts (die normale der Reihe) und noch einmal eine tiefer gestochene rechte Masche stricken. Dabei entsteht ein Loch in Tropfenform.
B. Aus einer Mache eine rechts, dann eine rechte Masche aus der Masche der Vorreihe und dann noch einmal eine rechts aus der gleichen Masche der aktuellen Reihe stricken. Dabei entsteht ein kleiner Schlitz.
Linke Maschen zunehmen aus der Vorreihe
Mit der rechten Nadel auf der Vorderseite den Querfaden der Masche der Vorreihe von oben nach unten einstechen, mit dem linken Daumen fixieren und links abstricken (man kann auch von unten nach oben einstechen und die Masche zuerst verdreht auf die linke Nadel heben, dann strickt sie sich leichter links ab), dann erst die Masche darüber links stricken und von der linken Nadel gleiten lassen. Dabei ergibt sich auf der Vorderseite eine nach links geneigte Zunahme. Die nach rechts geneigte Zunahme auf der Vorderseite erreicht man, wenn man es umgekehrt macht, also zuerst links strickt und dann die Masche der Vorreihe links.
Maschen zunehmen durch neu Auffassen
Wenn man einen Pullover quer strickt, beginnt man beim Ärmel und muss für die Rumpflänge Maschen zunehmen, also neue Maschen auffassen. Diese können entweder aufgeschlungen oder aufgestrickt werden. Und egal, ob danach rechts oder links gestrickt wird, das Maschen-Zunehmen durch Aufschlingen und Aufstricken ist immer gleich.
Aufschlingen
- Am Ende einer Reihe den Faden von vorn nach hinten um den Daumen schlingen.
- Den vorderen Faden von unten auf die Nadel heben und Schlinge anziehen.
- So lange wiederholen bis die gewünschte Anzahl an Schlingen auf der Nadel ist. Dann im Muster weiterstricken.
Für das Maschen-Anschlagen vieler Maschen ist das Aufschlingen nicht ideal, da die Kante nicht elastisch ist und sich die Maschen schlecht abstricken lassen. Für kurze Stücke wie die Oberkante von Knopflöchern ist es gut geeignet.
Aufstricken
- Am Anfang einer Reihe aus der ersten Masche eine Masche herausstricken und die Schlinge etwas länger ziehen.
- Die linken Nadel 45° nach vorn kippen und von unten nach oben durch die Schlinge stechen.
- Dabei die rechte Nadel noch in der Schlinge lassen und die nächste Masche herausstricken. Vorgang solange wiederholen, bis die gewünschte Maschenzahl aufgefasst ist. Dann rechte Nadel aus der letzten Maschen ziehen, Arbeitsfaden etwas anziehen, Arbeit wenden und im Muster weiterstricken.
Das Aufstricken empfiehlt sich immer dann, wenn an den Seiten mehrere bis viele Maschen aufgenommen werden müssen, zum Beispiel bei quergestricktem Kimono-Schnitt. Es entsteht ein lockerer Rand, der sich leicht abstricken und später gut zusammennähen lässt.
Fazit
Es gibt kein Besser oder Schlechter zwischen den oben beschriebenen Techniken, Maschen zuzunehmen, es sind einfach verschiedene Möglichkeiten. Neben dem Shaping, also der Formgebung unserer Strickteile, braucht man diese Technik vor allem für das Ajourmuster-Stricken oder das einfache Zick-Zack- oder Wellenmuster, die durch Abnahmen und Zunahmen in der gleichen Reihe entstehen. Bleibt noch die Frage, wie oft zugenommen werden soll. Doch das kommt ganz auf die Garnstärke, Nadelgröße und Art des Strickprojekts an. Man findet diese Angaben direkt in den Strickanleitungen. Sonst Ausprobieren!
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